Ein regelmäßig wiederkehrendes Erlebnis für die Arnisadores des MAMD ist das sogenannte "Himmelfahrtcamp". Auch wenn der Name den Anschein erwecken mag, so handelt es sich hierbei um keine religiöse Zusammenkunft, sondern um ein i.d.R. alle zwei Jahre stattfindendes Trainingscamp, ausgerichtet vom MAMD und dem DMFV. Hierbei unterrichten die Instructoren, Meister und Großmeister des MAMD / DMFV die Teilnehmer in verschiedenen Trainingseinheiten, welche teils parallel zueinander stattfinden.
Auf Grund des Erlebens unterschiedlicher Trainer, des Trainierens mit neuen Trainingskameraden und der für viele ungewohnten Intensitäten und Länge des mehrtägigen Trainings ist das Himmelfahrtcamp immer wieder für viele Arnisadores eine beeindruckende und sehr geschätzte Erfahrung. Um den wehrten Lesern einen groben Eindruck hiervon zu vermitteln, baten wir unsere Mitglieder Alexander (stellvertretend für die DAN-Träger) und Philipp (stellvertretend für die Schülergrade) ihre eigenen Erfahrungen zum Camp zu schildern:
Weder Sonne noch Regen – dafür bewegen, bewegen, bewegen
Vom 18. bis 21. Mai 2023 fand das Himmelfahrtcamp des MAMD und des DMFV unter idealen Wetterbedingungen im Herzen von Braunschweig statt. Mit dabei waren Teilnehmer von Dojos aus Baden-Württemberg, Bayern, Sachsen und Niedersachsen selbst. Geleitet wurde das Camp von GM Roland Herlt und organisiert vom Instructor Wilfried Fischer.
Beide wurden zudem noch von Meister Torsten Kosuch im Bereich Messer und den Instructoren Torsten Zumpf und Ralf Notter im Bereich Modern Arnis/Kombatan unterstützt.
Für Patrick und mich war dieses Himmelfahrtcamp zudem mit einer klaren Ziellinie verbunden: Der Prüfung zum Lakan Isa (ersten Dan) im Mano Mano, dem waffenlosen Teil des Kombatan. Entsprechend waren wir für die Gelegenheit sehr dankbar, die Zeit im Camp dafür benutzen zu können, gemeinsam mit den anderen Dan-Trägern unserer Prüfungsvorbereitung den letzten Schliff zu geben. Wohl wissend, dass dies natürlich ebenfalls bereits Teil der Prüfung war. Dennoch hatten wir viel Spaß dabei, gerade auch da durch die Vielzahl der Lehrer die uns unterwiesen, die Vielfalt und Freiheit die im Prüfungsprogramm steckt, noch einmal richtig zum Tragen kam. So fühlten sich alle Trainingsinhalte vertraut und neu zugleich an. Da bekannte und oft geübte Prinzipien und Bewegungsabläufe im Mittelpunkt standen und lediglich die spezifische Situation in der diese geübt wurden, neu waren.
Am Morgen des letzten Tages fand die Prüfung denn auch statt, abgenommen vom Großmeister persönlich und beobachtet von allen anwesenden Instructoren. Nicht lange danach durften wir auch die Glückwünsche, unsere Urkunden und Fingerzeige wo wir noch Verbesserungspotential haben, entgegennehmen.
Doch natürlich bestand das Himmelfahrtcamp nicht nur aus körperlichem Training, auch auf die Förderung des geistigen Verständnisses für die Kampfkünste allgemein wurde mit abendlichen Vorträgen, unter regem Einbezug aller Anwesenden, hingewirkt. So wurde unter anderem besprochen, wo sich die Hierarchie zwischen den Schülern untereinander, aber auch zwischen Lehrern und Schülern in der Kampfkunst herleitet. Sowie wie sich die Beweggründe für das beschäftigen mit der Kampfkunst im Laufe der Zeit und mit dem Voranschreiten des Wissens und Könnens in ihr wandeln.
"Den größten Fortschritt erzielt man nicht im Training selbst, sondern in den Erholungsphasen dazwischen", getreu dieser alten Weisheit, gab es nicht nur Pausen zwischen den Trainingseinheiten, sondern auch abseits des Trainings genügend Zeit sich zu erholen, gelerntes zu reflektieren oder auch einfach gesellig beisammen zu sitzen und alte Bekannt- und Freundschaften zu pflegen, bzw. neue zu knüpfen. Selbst ein Halbtagsausflug inklusive Stadtführung in Braunschweig gehörte zum Programm und kam sehr gut bei allen Teilnehmern des Camps an. Kann Braunschweig doch auf eine über 1000-jährige Geschichte zurückblicken und besitzt auch heute noch Fachwerk-Häuser die teils aus dem 16. Jahrhundert stammen.
Entsprechend vergingen die 4 Tage wie im Flug und viel zu früh hieß es wieder Koffer packen und die Heimreise anzutreten. Auf dass man sich bei zukünftigen Lehrgängen und Camps bald wiedersehen möge!
Text: Alexander
Erfahrungsbericht zum Himmelfahrtcamp 2023
Müsste ich das Himmelfahrtcamp 2023 mit nur einem einzigen Wort beschreiben, wäre "voll" ein passender Begriff. Ein straff durchgetakteter Zeitplan voll mit Trainings- und Theorieeinheiten. Ein Freiluft-Dojo **voll** von netten Leuten die man aufgrund der doch eher längeren Anreise sonst nicht so häufig sieht. Und irgendwann dann unweigerlich ein Kopf, voll mit neuen (oder auch bereits gelernten und wieder in Vergessenheit gerutschten) Informationen.
Nach der Anreise und Bezug der Zimmer ging es dann auch schon sofort mit der ersten lockeren Trainingseinheit los. Besonderer Trainingseffekt hierbei war, ungeachtet der direkt an uns vorbeiziehenden Bollerwagen-Bier-Boombox-Karawanen fokussiert zu bleiben. Erste kleinere Blessuren blieben hierbei leider nicht aus, erweisen sich aber glücklicherweise als nicht ernsthaft.
Abends wurde es dann philosophisch, als wir gemeinsam eine Definition für Etikette und deren Bedeutung für den gemeinsamen Entwicklungs-Weg erarbeitet haben. Das anschließende Beisammensitzen war dann deutlich informeller, einschließlich Live-Schaltung von GM Wolfgang Schnur, der nicht persönlich vor Ort sein konnte.
Freitag war dann - um bei den einleitenden Worten zu bleiben - mal wieder "voll". Trainingseinheit an Trainingseinheit, und in den Pausen dazwischen wahlweise individuelles Training, Erörtern technischer Fragen, hier noch etwas erklären lassen, da noch einen Tipp zur Verbesserung erhalten... Hierbei stand der gesamte Tag für einige im Zeichen der Prüfungsvorbereitung, mit all den Fragen, Übungen, Wiederholungen, Verwirrungen, Auflösungen der Verwirrungen, neuen Verwirrungen und auch deren Auflösungen, die typischerweise dazugehören.
Im Theoretischen Teil des Abends ging es dann passenderweise um Prüfungen, deren Eingangsvoraussetzungen, wer deren Erfüllung feststellt und warum es grundsätzlich eine gute Idee ist, sein persönliches Training nicht nur an den Gurten auszurichten.
Samstag war dann für einige Teilnehmer Prüfungstag. Und der war natürlich wieder voll, und zwar mit allem, was dazugehört: Vorfreude auf das Bestehen, Nervosität, dem Gedanken, dass es absolut keinen Grund zur Nervosität gibt, trotzdem Nervosität, Konzentration, Beginn der Prüfung, und wenige Sekunden nach Beginn der Prüfung der absoluten Gewissheit, dass von dem Erlernten nichts, aber auch gar nichts mehr abrufbar ist. Ach ja, und natürlich der Erleichterung, wenn die Prüfer am Ende zum Bestehen gratulieren.
Nachmittags dann zur Auflockerung etwas Kultur - eine geführte Tour durch Braunschweigs Innenstadt. Auch hier wieder: voll. Voll von Informationen, Anekdoten und noch mehr Informationen, verpackt in einen unterhaltsamen Spaziergang. Mit Eis in der Hand (Danke an Thomas).
Weiter ging es dann mit lockerem Training - mit Ausnahme derjenigen Prüflinge, die am Vormittag noch nicht dran gekommen waren. Aber auch hier waren dann am Abend entspannte Gesichter zu sehen.
Und dann kam der Grill. Thomas heizt ein, Renate grillt, alle Essen. Ergebnis: Bäuche voll.
Und nur für den Fall, dass da dann doch noch etwas Platz geblieben ist, ging es dann direkt mit dem Ausklang des Abends weiter. Verleihung der Urkunden, Aushändigen der Aktivitätenlisten, Organisatorisches, Getränke, Knabber-Zeug und noch mehr Getränke.
Der Sonntag war dann vollgepackt mit Frühstück, Auschecken, Sachen wegräumen und noch etwas Training. Hier war dann auch reichlich Raum für individuelle Themenwünsche, die insbesondere zum Thema Druckpunkte eindrucksvoll (aua!) erfüllt wurden.
Und dann war die in Summe 3 Tage auch schon wieder vorbei.
Abschließend muss aber festgestellt werden, dass das ganze Camp für die Teilnehmer so reibungslos geklappt hat lässt einen schnell vergessen, wie viel Planung und Organisation im Vorfeld und währenddessen erforderlich war. Vielen Dank an Wilfried und alle, die hier im Hintergrund unsichtbar mitgewirkt haben.
Text: Philipp